USA 2006 - Regie: Sylvester Stallone - DVD 20th Century Fox - IMDb
Lotta people come to Vegas to lose... I didn't.
Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich eines Tages Sly Stallone genauso achten würde wie Arnold Schwarzenegger. Er sieht äusserlich aus als hätte ihn gerade eine Dampfwalze überfahren und genau das ist allein schon faszinierend anzuschauen. Früher war Stallone für mich immer der Schwarzenegger für Arme, fragt mich nicht weshalb, doch speziell nach diesem Film muss ich vor ihm einfach den Hut ziehen. Mit Rocky Balboa hat er einen fantastischen Film gedreht, der mich vor allem mit seinen Lebensweisheiten stark berührt hat. Was war ich doch nur für ein Narr!
Erstmal muss gesagt werden, dass es sich voll und ganz lohnt zuerst Rocky zu schauen, bevor man sich an Stallones Abschiedsfilm heranmacht, denn dieser bietet ungemein viele Referenzen an den Erstling und lässt einen erst dann so richtig mit Rockys Situation mitfühlen. In der ersten Hälfte besucht er zahlreiche Schauplätze des ersten Filmes, darunter die Eishalle, seine alte Wohnung, die Fleischfabrik und freundet sich sogar mit der jungen Frau an, der er, als sie noch im Kindesalter war, den schlechten Einfluss der Strassentölpel klar gemacht hat. Burt Young als Paulie ist natürlich auch wieder mit von der Partie und besitzt immer noch seine unfreundliche Art und Weise. Trotzdem scheint er einfach zu Rocky zu gehören. Die Fortsetzungen kann man sich schenken, aber den ersten Teil muss man meines Erachtens nach vorher gesehen haben, denn erst dann entfaltet der Film sein volles Potential und bietet dem Zuschauer zahlreiche Wiedersehen, die sonst durchaus langwierig sein können.
Speziell für mich, der nur den ersten Teil gesehen hat, war es ungemein interessant zu erfahren, wie es um Rocky heute steht. Zwischen Rocky Balboa und dem Erstling liegen 30 Jahre, was es natürlich dreifach spannend macht, ohne all die Fortsetzungen gesehen zu haben, zu erfahren, wie Rocky heute lebt und was er so treibt. Deshalb gibt's von mir hier eine weitere dicke Empfehlung sich vor dem Film nur den ersten Teil anzuschauen. Auch in diesem Abschlussfilm herrscht die wunderbar bodenständige Atmosphäre, die auch Teil 1 auszeichnete. Zwar ist Rocky Balboa zeitgemäss inszeniert, mit überdrehtem Kontrast, tollen Perspektiven und eher bunten Farben, was dem Film übrigens sehr gut kommt und 100% meinem Geschmack entspricht, trotzdem bleibt er wieder ein Film über den Mensch und zeigt die Figur Rocky realistisch und glaubwürdig, wie er gerade ein Restaurant führt, seinen Freund Paulie ins Lokal lässt, auch wenn er eigentlich Fehl am Platz ist, wie er einen früheren Boxgegner als Hilfskoch anstellt oder wie er nach dem Bedürfnis einer Familie trachtet.
Der Schaukampf gegen Boxer Antonio Tarver ist the icing on the cake! Zwei Generationen treffen hier aufeinander und das Publikum macht schnell verständlich auf welcher Seite es steht. Die Diskrepanz der beiden Kontrahenten wird schon mit der Eingangsmusik klar gemacht: Rocky wählt ein altes Lied von Frank Sinatra, währenddem Dixon, wie soll es auch anders sein, lieber Hip-Hop hören möchte. Der Fight selbst ist dann eine Augenweide. Ist das Ganze zu Beginn wie eine echte HBO-Boxübertragung präsentiert, wird der Kampf gegen Ende mit raffinierten Schnitten, ästhetischem Verfremdungslook und übertriebenen, aber perfekt passenden Blut- und Schweissspritzer dargestellt. Da kam mir zweitweise, auch dank des zeitlosen wunderbaren Soundtracks, Gänsehaut auf und das ist bei mir Grund genug einem Film die volle Punktzahl zu vergeben. Einziger glitzekleiner Wermutstropfen war das Ende. Stallone hätte den Film gleich dort enden lassen sollen, als Rocky sich in der Arena vom Publikum verabschiedet. Das war ein derart rührender Moment, dass er sich die Schlussszene auf dem Friedhof hätte sparen können. Aber das ist wirklich auch schon alles, was ich zu beanstanden habe, denn ansonsten war das ein durch und durch grandioser Film, der einen gespannt auf John Rambo warten lässt.
16.09.07
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