Collateral

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Since when was any of this negotiable?
Kein Regisseur beherrscht es so gut Los Angeles bei Nacht in bewegten Bildern zu zeigen wie Michael Mann. "Collateral" ist vermutlich sein ultimativer L.A.-Thriller, der diese faszinierende 18 Mio. Metropole genauso zum Charakter macht wie seine Hauptfiguren. Ich muss "Heat" jetzt in nächster Zeit mal wieder schauen, aber ich mag mich nicht daran erinnern, dass dieser eine derart überzeugende Darstellung von L.A. besitzt wie "Collateral".

Das Konzept spannender und erfolgreicher Filme, dass man deren Charaktere an einer Hand abzählen kann, trifft auch auf diesen Streifen zu. Genau gesagt sind es hier vier: Taxifahrer Max (Foxx), Auftragskiller Vincent (Cruise), Cop Fanning (Ruffalo) und Staatsanwältin Annie. Die meiste Zeit dreht sich jedoch alles nur um Max und Vincent, die im Taxi so manche Konversationen führen, die weit über das "Bring mich nach Downtown" hinweggehen. Das ist auch eine der absoluten Stärken dieses Filmes. Die besten Momente hat der Film ganz klar im Taxi, wenn sich Max zu Beginn mit Annie einen netten Smalltalk erlaubt und danach unfreiwillig mit Vincent phasenweise auch über Gott und die Welt quatscht. Die Szene in der ein Kojote die Strasse mitten in L.A. überquert, währenddem Max und vor allem auch mal Vincent nur noch in Gedanken schwelgend zuschauen, ist eine der besten in der ganzen Filmographie Mann's.

Die mehrheitlichen Taxiszenen funktionieren dank der beiden sehr starken Performances. Tom Cruise zum einen wegen seinem Schauspiel, aber vor allem auch weil man ihn als kaltblütiger Killer so noch nie gesehen hat. Foxx wiederum erlangte mit dieser Rolle das letzte Stück Respekt in Hollywood, ihm jedoch gleich dafür eine Oscarnomination zu geben war vermutlich ein wenig übertrieben. Ruffalo spielt das was dann einmal Colin Farrell in "Miami Vice" werden sollte und Pinkett Smith weiss in ihrer kurzen Screentime ebenfalls zu überzeugen. Ganz nett übrigens zu Beginn Jason Statham mit einem Cameo ganz im Stile von "The Transporter" und Javier Bardem als Vincent's Auftraggeber.
So völlig ohne Patzer ist "Collateral" dann aber doch nicht. Hab mal über einen Vergleich mit "Speed" gelesen in dem der Kritiker meinte, dass der Film nur dann gut ist, solange das Taxi nicht zum stehen kommt. Ähnlich wie Jan de Bont's L.A. Thriller, bei dem der Film einiges an Qualität verliert, sobald die Situation auf dem Bus vorbei ist, trifft dies auch hier teilweise zu, wenn auch nicht so schwerwiegend wie in "Speed". "Collateral" verfällt im letzten Viertel leider ein wenig den Konventionen und ein Finale in der U-Bahn hat man in diesem Genre ebenfalls schon einige Male sehen dürfen.

Die Inszenierung ist mal wieder Mann-typisch 1A! Will man einen Grossstadtthriller, und dann erst noch einen der in L.A. spielt, dann gibt es keinen besseren Kandidaten. Er kombiniert hier auf meisterhafte Weise Digital- mit üblichen 35-mm-Aufnahmen und schafft so einen realistischen Look, der gänzlich seiner ist. Nicht einmal "Heat" konnte die Stadt der Engel auf diese Weise rüberbringen. Die Songs sind dann mal wieder geschmackssache. Finde die, wie eigentlich immer bei Mann, hervorragend gewählt und runden den sehr guten Gesamteindruck ab. Da freut man sich auf den im Sommer kommenden "Public Enemies", denn Filme die in den 30ern spielen sieht man von Mann nicht alle Tage und da bin ich gespannt was er daraus meistern wird.

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