The Insider

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Fame has a fifteen minute half-life, infamy lasts a little longer.
Da ich zurzeit die Michael Mann Filme anschaue die ich noch nicht gesehen habe, stand dieser für sieben Oscars nominierte Film weit oben auf der Liste. Nach 10 Jahren geniesst "The Insider" nicht mehr die gleiche Resonanz wie es beispielsweise "Heat" in seinem Alter tut, was vermutlich auch daran liegen dürfte, dass er für einen Michael Mann Film ein doch eher untypisches Thema ganz ohne Feuerkraft behandelt, was jedoch in keinster Weise bedeutet man bekäme hier eine Schlaftablette verabreicht.

Der Film entstand aus einem Artikel der Vanity Fair von 1996 der über die Tabakindustrie berichtete. Jeffrey Wigand (Crowe), ein Chemiker der Forschungsabteilung eines amerikanischen Tabakkonzerns, wird von seinen Vorgesetzten gefeuert, weil er seine Bedenken über Zusatzstoffe in Zigaretten, die die Abhängigkeit verstärken sollen, äussert. Daraufhin entscheidet er sich, auch unter Beeinflussung von Produzent des CBS Fernsehmagazins 60 Minutes Lowell Bergman (Pacino), seine Befunde über die Zigarettensucht an die Öffentlichkeit zu bringen, was er sich, anhand des starken Widerstands der Tabakindustrie, vielleicht besser zweimal überlegt hätte.

Abgesehen von den Schiesseisen finden sich hier alle Markenzeichen von Mann. Zwei grundverschiedene Männer die in komplett unterschiedlichen Bereichen tätig sind, am Ende aber dennoch auf der selben Seite agieren, ob gewzungenermassen oder freiwillig, ist oft ein Thema in Mann's Filmen und beschäftigt seine Hauptcharaktere. Der Regisseur ist bekannt für seine exakte Recherche und das zeigt sich in seinen Filmen jedes Mal. Die akkurate Auswahl der Standorte und Verfilmung der Geschehnisse mal beiseite gestellt, weiss Mann eines am besten: Wie er seine Akteure auf deren Rollen vorbereitet. Russell Crowe gleicht dem echten Wigand optisch wie von der Mimik her frappant und Al Pacino überzeugt auch in der Rolle des eifrigen Reporters, der ohne seine kurzen bezeichnenden Wutausbrüche nicht auskommt.

Bekannterweise funktioniert ein überdurchschnittlicher Film jedoch nicht nur dank seiner guten Hauptdarsteller, sondern auch auf Grund der nicht minder guten Nebenakteure. Christopher Plummer ist ein solcher Fall, der den Moderator Mike Wallace gekonnt darzustellen weiss. Trotz der Fülle an Informationen ist das Geschehen vom Tempo her ausgezeichnet ausgewogen und man wird nie erschlagen, was die 150 Minuten angenehm passieren lässt.

Die gewohnte Kameraarbeit bei Mann bietet dem Zuschauer mehr als er bei einem solchen (Polit)thriller erwarten würde, das hervorragend ausbalancierte Script und die einmal mehr gekonnt positionierte Musikauswahl, auch wenn ich sie als die bisher schwächste seiner Filme ansehe, runden ein sehr gutes Gesamtbild ab. Reiht sich unter den Mann Filmen definitiv in der oberen Hälfte ein.

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