Well ya know, for me, the action is the juice.
Ursprünglich wollte Mann aus dem Stoff eine Serie machen, doch bekam sein Pilotfilm "L.A. Takedown" Ende der 80er zurecht nicht die gewünschte Rezeption, weil die Qualität dieser TV-Produktion nicht der von Mann bisher gewohnten entsprach. Das Projekt wurde für Mann also auf Eis gelegt, bis er die Idee ein paar Jahre später wieder aufgriff um einen abendfüllenden Film zu entwickeln, dabei den Ausgang der Geschichte bereits im Kopf.
Im Zentrum stehen zwei Charaktere, die ohne ihre Verkörperer alleine schon erwähnenswert wären, doch wenn diese dann von den beiden grandios spielenden Pacino und De Niro personifiziert werden, dann fällt einem zeitweilen die Kinnlade runter und dies nicht nur bei der tollen Szene im Restaurant, deren Inhalt angeblich von den beiden Stars improvisiert wurde. Speziell diese Szene ist jedoch so stark, weil es die einzige Szene ist, abgesehen vom Ende, in der die beiden Löwen durch ihr Gegenüber gezähmt werden können. Beide wissen ganz genau wen sie vor sich haben. Das sind zwei unstillbare und unersättliche Profis, die trotz ihrer Trennung durch das Gesetz, viele Gemeinsamkeiten haben und in einem anderen Leben Freunde hätten sein können.
Neben den beiden kolossalen Hauptdarstellern finden sich aber auch zahlreiche namhafte Nebenakteure. Der sonst sehr untalentierte Val Kilmer in seiner besten Rolle, Jon Voight als McCauley's Informant gewohnt eindrücklich professionel, die hübsche Ashley Judd als Kilmer's Filmehefrau, Tom Sizemore sowie Danny Trejo als weitere Mitglieder von McCauley's Bande und Natalie Portman, wenn auch selten zu sehen, ist sowieso immer eine Erwähnung wert.
Obwohl der Film von vielen Seiten als DER Thriller betitelt wird, ist "Heat" noch so viel mehr als nur das übliche Katz und Maus Spiel zwischen Gangstern und Cops. Der Film thematisiert in bis heute unerreichter Klasse den Preis den die Figuren Hanna und McCauley für ihren unzähmbaren Willen und Einsatz in ihren Tätigkeiten bezahlen müssen. Mann beleuchtet das Privatleben auf Gauner- sowie Gesetzesseite und zeigt damit wieder auf, dass sich die beiden Charaktere gar nicht so krass unterscheiden.
Die Schiesserei in Downtown L.A. wird, genauso wie der Film selbst, zu einer der besten aller Zeiten gezählt und das kann man absolut nicht bestreiten. Das ist bei weitem das Beste was man inszenatorisch in diesem Genre sehen kann. Vor diesem Shootout liefert Mann noch einen inszenatorisch ebenso meisterhaft geglückten Bankraub, der vor allem auch dank des Soundtracks, der verstummt kaum fällt der erste Schuss, in Erinnerung bleibt. Die darauf folgende Schiesserei ist in erster Linie dank ihrers rauen und echten Feeling derart faszinierend.
Die Tontechniker haben einen grandiosen Job geleistet und Mann liefert ein hervorragendes Mittendrin-Gefühl, das nicht durch gekünstelte Wackelkameras erzeugt werden muss. Die Tatsache, dass Hanna und McCauley sich vor dieser Schiesserei noch ruhig und friedsam im Lokal treffen und plaudern gibt dieser fast 15-minütigen Szene eine zusätzliche emotionale Note, die bis heute ihresgleichen sucht. Für mich jedenfalls eine Szene für deren Beschreib alle erdenklichen Superlativbegriffe nicht ausreichen würden.
Ein weiterer unvergesslicher Moment ist natürlich das Finale auf LAX, das bei vollem Flugbetrieb gefilmt wurde. Der Film endet mit einem bleibenden Bild wie Hanna dem schwer verwundeten McCauley die Hand hält. Es ist nicht etwa der Sieger, der dem Gefallenen die Hand gibt, sondern umgekehrt der tötlich verwundete McCauley verlangt nach Hanna's Hand. Mann versteht es auch hier einmal mehr die aussergewöhnliche Beziehung zwischen den beiden erstklassig darzustellen und untermalt dies mit gewohnt sehr gut passender Musikauswahl (Moby's God Moving Over The Face Of The Waters).
Verglichen mit Mann's zweiter grosser L.A. Story muss man feststellen, dass "Heat", natürlich auch altersbedingt, von der Inszenierung anders ist. Los Angeles spielt hier keine so grosse Rolle wie in "Collateral". Der Film wäre atmosphärisch natürlich ein anderer geworden, hätte man die Story in eine andere Stadt oder an die Ostküste verlegt, doch vermag es "Heat" den Zuschauer nicht so in die Stadt einzubinden wie es der neun Jahre später erschienene indirekte Nachfolger getan hat. Mann gibt dem Zuschauer auch hier wieder einige Nachtaufnahmen aus der Vogelperspektive - die übrigens durch die grottenschlechte DVD zusätzlich an Effekt verlieren - und hat auch sonst durchgängig seinen von mir geliebten Stil , doch legt er weniger Wert auf die Stilisierung der Stadt und konzentriert sich lieber auf die beiden Hauptcharaktere - was sich am Ende auch vollumfänglich auszahlt. Für das andere hat man ja immernoch "Collateral".
Schlicht und einfach ausgedrückt ein hervorragender Film und dazu noch Mann's bester. Die knapp drei Stunden fühlten sich an wie 90, was die wenigsten Dreistünder von sich behaupten können. Platziert sich in der Liste meiner Lieblingsfilme mit Leichtigkeit unter die Top 5!
1 Kommentare:
Ja, ein grandioser Film.
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