You are a god among insects. Never let anyone tell you different.
Bevor ich den neuesten "X-Men" Ableger schauen gehe, musste der wichtigste der bisherigen drei Filme aufs Neue gesichtet werden um die Fakten aufzufrischen. Im Vorfeld war ich sogar noch davon überzeugt, den zweiten Teil gar nie gesehen zu haben, obwohl ich den damals im Kino sah. Da hat mir mein Gedächtnis wohl schon im zarten Alter einen Streich gespielt, was jedoch hoffentlich kein böses Omen ist...
Von vielen wird "X2" zum besten Teil der Reihe gezählt und ich kann den meisten Stimmen eigentlich nur beipflichten. Es ist eine konsequente Weiterführung, die nicht mit neuen Elementen überladen oder sogar ganz umstrukturiert wurde, sondern Bryan Singer hat die kluge Wahl getroffen auf die im ersten Teil sehr gut eingeführten Charaktere aufzubauen und nur wenige neue hinzuzfügen. Zu den Neuen gehört ein deutscher Mutant Kurt Wagner aka Nightcrawler, dessen Rolle je länger der Film dauert aber je mehr abnimmt, was ich nach seinem guten Introauftritt etwas schade fand. Um einiges mehr Screentime geniesst nun Mystique, die in der Hälfte stark an Bedeutung gewinnt und mit ihren Reizen, anders als im ersten Teil, nicht geizt.
Die Story ist einnehmend, was bei einer Comicverfilmung als nicht selbstverständlich betrachtet werden kann. Der Subtext wurde nochmals erweitert und Gewicht beigefügt was diesem Sequel nochmals an Grösse gewinnen lässt. Auch der gelegentliche Fokus auf Wolverine's Vergangenheit gefällt und hat mich nun gut auf die kommende Origin-Story vorbereitet.
Trotz der vielen Befürworter fand ich den zweiten Teil jedoch nicht sooo viel besser als sein Vorgänger wie von vielen dargestellt. Klar, er versucht mit einer klügeren und für die Menschen bedrohlicheren Situation mehr Publikum und neue Zielgruppen anzuziehen, aber persönlich fand ich ihn fast auf einer Stufe mit dem Erstling, was wiederum nur ein Kompliment sein kann. Eine erneute Sichtung von "X-Men: The Last Stand" verschiebe ich hingegen mal lieber nach der Sichtung des Spin-Off's, denn ich hab das Gefühl dass mich der jetzt um einiges weniger gefallen wird als noch vor drei Jahren im Kino.
We must know who they are, and above all, what they can do.
Zugegeben, die X-Men haben mich nie sonderlich interessiert, deshalb ist das jetzt meine erste Sichtung des ersten Teiles und ich muss gestehen, dass dieser meine Meinung bezüglich den X-Men geändert hat. Ich hatte lediglich den zweiten und dritten Film im Kino gesehen und ich war stets der Auffassung, dass die Filme zu viele Charaktere besassen, sodass ich nie wirklich eine Beziehung mit den Figuren aufbauen konnte. Tja, das hat sich dank Teil 1 drastisch zum Besseren gewendet, liefert diese Einführung doch genau die fehlenden Puzzleteile um diese Marvel-Figuren mögen zu können.
"X-Men" ist eine ausgezeichnete Einführung in die Welt der Mutanten. Action muss man nicht zuviel erwarten, denn die ist sachte portioniert, doch sind es eben die Charaktere die einen im ersten Teil sofort in ihren Bann ziehen. Sind diese mit ausreichender Tiefe beschrieben, dazu noch mit erfahrenen oder talentierten Schauspielern besetzt, ist das in einer Comicverfilmung schon die halbe Miete, schliesslich scheitern solche Adaptionen in der Regel weniger an der Inszenierung des Krawalls, als vielmehr an den eindimensionalen Charakteren.
Die beiden grössten Pluspunkte, und für den Erfolg von "X-Men" matchentscheidend, waren sicherlich die Besetzungen von Ian McKellen als Magneto und Patrick Stewart als Prof. Charles Xavier. Die beiden geben der ganzen Mutantenthematik Glaubwürdigkeit und machen diese vor allem auch respektwürdig. Darüber hinaus waren sie sicher ausschlaggebend, dass einige Stars für dieses Projekt unterschrieben haben. Am Ende stimmt das Ensemble und das ist bei den X-Men vermutlich wichtiger als bei allen anderen Comicadaptionen.
Die CGI's wurden genau dafür eingesetzt wofür sie auch gebraucht wurden, somit gibt's keine unnötigen Effektorgien, und die Charaktere stehen klar im Zentrum. Was mir speziell gut gefiel, war die ständige Fopperei zwischen Wolverine und Cyclops, die nicht übertrieben und clever eingebaut war. Für humorvolle Augenblicke sorgen auch Sabretooth und Toad auf Seiten Magneto's. Die Darstellung der beiden ist wirklich ausgezeichnet gelungen. Famke Janssen ist yum-yum; Rebecca Romijn als Mystique einer der Glückswürfe des Filmes. Schon immer als eher schwach empfand ich jedoch die Besetzung von Anna Paquin als Rogue und Halle Berry steht mit ihrer Storm weitläufig im Hintergrund, was auch nicht weiter tragisch ist, schliesslich steht ihr hellblond sowieso nicht. Dass der Name Hugh Jackman inzwischen automatisch mit Wolverin verbunden wird, sagt über seine Performance eigentlich schon alles.
Am Ende kann ich mich dann doch glücklich schätzen den Film endlich gesehen zu haben, denn der hat meine Anschauung der X-Men zum positiven verändert. Bryan Singer schafft es vorbildlich einen Comic ohne unnütze Action, dafür umso mehr Charaktertiefgang zu erzählen, ohne dabei während den 90 Minuten auch nur länger als eine Minute auf die Bremse zu treten. Der Film ist, wenn überhaupt, nur minim schwächer als sein Nachfolger und einer der besten Comiceinführungen ever!
What are you doing in your life that is so terrific?
Frank (James Caan) ist ein professioneller Tresorknacker, der nur Cash oder Diamanten stiehlt. Sein Motto: Jederzeit unabhängig und sein eigener Boss sein. Aus diesem Grund braucht es viel, bis er sich auf einen Deal mit Gangster Leo eingeht, der ihm einen guten Fang verspricht. Das Gestohlene würde sogar dafür reichen, dass Frank seinen Traum erfüllen könnte sich mit seiner Frau Jessie an einem idyllischen Ort niederzulassen. Leo hat jedoch auch seine eigenen Interessen, doch bis das Frank merkt, ist es schon zu spät.
"Thief" bezeichnet Michael Mann's ersten Kinofilm in dem er schon Motive erkennen lässt, die man in seinen späteren Filmen immer wieder auffinden sollte. Auch der Stil mit typischer Musikuntermahlung (hier etwas gewöhnungsbedürftig), dunkel gehaltenen Blautönen und Grossstadtatmosphäre ist mittlerweile bestens bekannt. Der in den letzten Jahren in diesem Genre etwas ruhiger gewordene Jerry Bruckheimer ist als Produzent ebenfalls mit von der Partie. Darüber hinaus kann sich der Film jedoch mit James Caan am meisten glücklich schätzen, denn er weiss eine wirklich gute Performance abzuliefern und die Story auf seinen Schultern zu tragen. Zudem können auch Robert Prosky als Gangsterboss Leo und Tuesday Weld als Frank's Ehefrau Jessie durchwegs überzeugen.
Caan's Charakter gleicht sehr dem aus "Heat". Beide sind Loner, gleichzeitig jedoch kriminelle Masterminds, deren Profession nur Mittel zum Zweck ist, nämlich aus der Anonymität rauszukommen, eine Familie gründen und leben. Dafür brauchen sie nur noch den letzten grossen Coup, doch lässt dies Mann in beiden Filmen nicht zu und schliesslich stehen sie mit leeren Händen da; verlieren alles. Crime doesn't pay.
"Thief" war zu seiner Zeit ein Flop, der sich heute, dank Mann's stilistisch beeindruckenden Filmographie, sehr nahe zum Kultstatus bewegt hat. Absolut sehenswert, vor allem wegen James Caan.
Just because it is, doesn't mean it should be.
Romanze, Komödie, Abenteuer, Western, Kriegsfilm, das alles ist "Australia" und macht den erst vierten Film des Australiers Baz Luhrmann somit sicherlich zu seinem ambitioniertesten bisher. Dies zeigt sich im Endprodukt, von dem man seine Augen ab der epischen Breite des Filmes kaum abwenden kann. Luhrmann springt von Genre zu Genre und schafft so ein nie langweilig werdendes Erlebnis. "Australia" erinnerte mich an die guten alten pompös inszenierten Filme wie "Titanic", die es in letzter Zeit nicht oft zu sehen gab. Kulissen, Kostüme, Locations - alles eine Augenweide und meisterhaft produziert.
Eine Augenweide dürften für die meisten Zuschauer auch die beiden Hauptakteure sein. Hugh Jackman für die weiblichen und die Kidman für die männlichen Beobachter. Ersterer war zwar nie Luhrmann's erste Wahl (Crowe und später Ledger waren seine Favoriten für die Rolle des Viehtreibers) doch rückblickend hätte es keine bessere Wahl sein können, auch bezüglich der Vermarktung des Filmes, wurde Jackman doch kurz vor Release vom People Magazine zum "Sexiest Man Alive" erkoren. Er ist wahrlich perfekt für den Charakter und erledigt seinen Job durchgehend überzeugend, währenddem Kidman, vor allem in den humorvollen Momenten, den Zuschauer nicht immer gewinnen kann und ihre dünne Gestalt in dieser rauen Landschaft etwas verloren wirkt.
Trotz der vielen Genreabstecher, bleibt der Film im Kern eine Liebesgeschichte. Sei es die Liebe zwischen dem Drover und Lady Ashley oder diejenige zwischen Nullah und Lady Ashley. Zu behaupten der Film würde Neues bieten wäre eine Lüge, schliesslich hat man vieles anderswo schon gesehen, zum Teil auch besser ("Pearl Harbor"). Es sind eben die bildgewaltigen Eindrücke, die einen fesseln, somit dürften dickköpfige Style-over-Substance-Hasser an "Australia" nur in den wenigsten Szenen ihre Unterhaltung finden.
Einzige Wehrmutstropfen sind die etwas lange Laufzeit, die jedoch in dieser Art von Filmen Programm ist, und der gegen Ende klar überbenutzte Hinweis auf "The Wizard of Oz" und dessen Song.
The era of "yes" has begun.
Man sei verziehen, wenn man von Jim Carrey's neuestem Streifen nicht viel erwartet, schliesslich muss man zurückblickend zur Kenntnis nehmen, dass Carrey's letzte wirklich gute Komödie sechs Jahre zurück liegt ("Bruce Almighty") oder wenn man's kritischer nimmt sogar noch länger. Zudem zeugt der Name im Regiestuhl Peyton Reed ("The Break-Up") nicht gerade von Meisterwerken. Obwohl sich "Yes Man" einige Fehler und Klischees im Script erlaubt, so darf man sich wenigstens an einer tollen Grundidee und einem gut aufgelegten Cast erfreuen.
Eine der grössten Stärken von "Yes Man" liegt in der Besetzung. Mit Jim Carrey kann man mich jederzeit angeln, aber hier geht er auch mal wieder über seinen Fanboy-Bonus hinaus und überzeugt mit einer gewohnt grimassenlastigen sowie durchgedrehten Art, die nur er aus seinen Gesichtsmuskeln schütteln kann. Zooey Deschanel liefert nicht nur ein paar gute Songs, sondern verzaubert männliche Zuschauer mit ihrer gewohnt süssen Stimme und Alüre problemlos. Die Bezaubernde hat definitiv was das sie von anderen attraktiven Schauspielerinnen abheben lässt.
Die Idee Carrey's Charakter immer Ja sagen zu lassen verspricht einige amüsante Momente, die man auch zu sehen kriegt, doch war ich vor allem mit dem Wandel von Carl Allen vom Nein- zum Ja-Sager etwas enttäuscht, denn ich persönlich kann diesen Yes-"Überzeuger", der von Terence Stamp verkörpert wird, überhaupt nicht ernst nehmen. Allen's Bekehrung fand ich deshalb ein wenig schwach. Klischees finden u.a. in Form des typischen Nerd-Charakters Nick (Michael Higgins) Einzug. Zudem ist der Film an einigen Stellen sehr löchrig, wie beispielsweise im Abschnitt in dem Carl und Allison (Deschanel) als Terroristen verdächtigt werden. Ja, klar...
Nichtsdestotrotz ist das ein gutes Komödchien mit einem tollen Cast, zum Teil schönen Bildern (morgendliche Joggingszene) die eine passende Atmosphäre versprühen, mit einem Übergewicht an amüsanten Ereignissen und effektiver Songauswahl! Sehenswert, auch für solche die Jim Carrey nicht so mögen.
The hard part about playing chicken is knowin' when to flinch.
In den 90er war ein bestimmter amerikanischer Bestseller-Autor in vollem Munde: Tom Clancy. Seine Bücher, meistens Politthriller, gingen weg wie warme Semmeln und früher oder später wurden seine besten Stories entweder verfilmt, wie in diesem Falle bei "The Hunt for Red October", oder zu Videospielen umfunktioniert.
Die erste Verfilmung hat mit Sean Connery den nötigen Stareffekt, sowie mit Alec Baldwin, Earl Jones, Sam Neill und Scott Glenn ein starkes Nebendarstellerkontingent. Mit 200 Million Dollar Einspielergebnis weltweit stimmte auch der Erfolg und Profit, was natürlich weitere Verfilmungen von Clancy nach sich zog, doch die Lobeshymmnen kann ich nur teilweise unterstützen.
Zum einen bin ich nicht der grösste Fan von U-Boot-Thrillern. Das ganze Navy-Kauderwelsch mit den Militärbegriffen ist mir, wenn auch nicht komplett fremd, immer wieder eine zu grosse Hürde um mich für die Thematik wirklich begeistern zu können. Dieses Gefühl hatte ich schon bei "Crimson Tide" und hier hat sich das nur nochmals bestätigt. Trotzdem haben diese Unterwasser-Thriller durch die Enge eine beklemmende Atmosphäre, die man ihnen nicht abstreiten kann und speziell dieser Ableger kann mit einer überzeugenden Handlung gefallen.
Die Tatsache dass der Film erst im letzten Drittel richtig an Fahrt aufnimmt ist untypisch für John McTiernan und führt zu einem eher verhaltenen Erlebnis. Verdient sich dank eines guten, aber auch nicht überragenden, Sean Connery und einer doch interessanten Ausgangssituation die vier Punkte. Ansonsten ist das aber ein etwas überbewerteter Streifen, bei dem man vor allem aufpassen muss nicht vor dem sehr guten Schluss einzuschlafen.
Remind me to thank John for a lovely weekend.
Ganze sechs Jahre alt war ich, als Spielberg’s "Jurassic Park" 1993 in die Kinos kam. Damals absoluter Dinosaurier-Nerd besass ich vom Triceratops (zu der Zeit von mir auch als Salatkopf bezeichnet)-Plüschtier bis zur für mich schwer verständlichen Dino Ausgabe des Geo Magazins so ziemlich alles was mit der ausgestorbenen Spezies zu tun hatte. Natürlich erinnere ich mir noch ganz genau an die allererste Sichtung auf VHS, denn ein Kinobesuch war in dem Alter ausgeschlossen. Danach sollten noch unzählige Sichtungen, Meinungsaustausche mit Freunden, gleichnamige Videospiele und sogar Nachspielungen von Velociraptoren im Garten des besten Kollegen folgen ehe ich den Film in- und auswendig kannte. Da sollte es nicht verwundern, dass "Jurassic Park" bei mir einen ganz speziellen Platz einnimmt und ich ihm deswegen ein paar Zeilen mehr als sonst widmen möchte.
Die Entstehung
Obwohl die ganze Welt Steven Spielberg für den Erfolg von "Jurassic Park" lobt, bekam dieser den Anreiz dazu von keinem geringerem als Autor und Regisseur Michael Crichton, welcher schon 1981 eine Rohfassung der Thematik in ein Drehbuch zu verschachteln versuchte. Das Projekt wurde von ihm aber schnell auf Eis gelegt und erst neun Jahre später sollte Crichton die Endfassung fertiggestellt haben, die im Nu in Hollywood die Runde machte. Vier Studios mit vier Regisseuren waren daran interessiert: Fox wollte die Rechte für Joe Dante (bekannt u.a. für "Gremlins" oder "Piranha") sichern, Warner für Tim Burton, Tristar für Richard Donner und Universal für Steven Spielberg. Den Ausgang des Bietkrieges muss ich nicht weiter erläutern, nur das Spielberg schon immer Crichtons Favorit für eine Verfilmung war und sich diese Wahl rückblickend als voller Erfolg erwiesen hat. Er hatte schon in der Vergangenheit bewiesen, dass er aus dem Fantastischen eine glaubwürdige Geschichte erzählen konnte. Seine Liebe zu "King Kong" trieb ihn zudem noch weiter an einen eigenen und ähnlich bahnbrechenden Beitrag zum Subgenre zu geben.
Der wichtigste Bestandteil – der Aspekt der den Erofg oder Misserfolg des Filmes entscheiden würde – war natürlich die Darstellung der Dinosaurier. Spielberg wollte ausdrücklich keine Monsterklischees einbauen und gab seinem Kreativteam die Aufgabe, die Dinos so realistisch wie möglich zu kreieren, denn nur so konnte man ein verwöhntes Publikum mit etwas noch nie da gewesenem beeindrucken. Für die Konzeption der prähistorischen Kolosse orientierte man sich also an Tiere und beobachtete in genauestem deren Bewegungsabläufe. Für die spätere Vertonung wurden ebenfalls Tierlaute gemixt. So entstand beispielsweise das laute Kreischen der Raptoren aus einer Mischung von Delfin und Walross, das Gebrüll des T-Rex‘ aus einem Mix aus Elefanten-, Alligatoren-, Pinguin-, Tiger- und Hundegeräusche.
Wie sollten die Tiere aber schliesslich im fertigen Film dargestellt werden? Der erste Gedanke fiel natürlich auf die Go-Motion Technologie, die unzählige Fantasyfilme der 80er Jahre geprägt hatte. Doch Spielberg gefielen die ruckartigen Bewegungen nicht und auch die Tatsache, dass die Kamera bei diesem Verfahren weniger dynamisch eingesetzt werden konnte. Die naheliegende Idee wurde als (zum Glück) schnell wieder verworfen und man wendete sich ambitionierteren Methoden zu. Spielberg wollte zu Beginn alle Dinosaurier als Roboter in Originalgrösse erstellen lassen, doch musste dieses Unterfangen aus finanziellen und auch technologischen Gründen nochmals durchdacht werden, weshalb er sich dann für eine Kombination aus Robotern und Spezialeffekten entschied. ILM hatte während der Entwicklungsjahre von "Jurassic Park" gerade in den James Cameron Filmen "T2" und früher "The Abyss" eindrücklich bewiesen, dass sie die visuellen Effekte bestens beherrschten. Da dauerte es natürlich nicht lange bis Spielberg davon Wind bekam und die von George Lucas gegründete Firma für seinen Film anheuerte. Zusätzlich musste noch jemand für die mechanisierten Figuren her, und das war kein geringerer als Stan Winston, welcher schon in "Aliens" mit der Kreation der Alien-Queen sein Können unter Beweis gestellt hatte und mit "Jurassic Park" sein ehrgeizigsts Werk anging.
Die Vorbereitungen dauerten ganze zwei Jahre ehe es im August 1992 auf der hawaiianischen Insel Kauai, die als Isla Nublar dem fiktiven Standort von "Jurassic Park" dienen sollte, mit den Dreharbeiten losgehen konnte. Zu den wichtigsten vor Ort gebauten Kulissen gehörten das Besucherzentrum, das Raptor-Gehege und der Elektrozaun. Zudem mussten auch noch die Tourfahrzeuge für die Dreharbeiten auf der Insel vorbereitet werden. Für die Umbauten wurden Ford Explorer genommen die nach ihrer Fertigstellung vom Kofferraum aus ferngesteuert werden konnten. Die erste und zugleich auch wichtigste auf Hawai‘i gefilmte Szene war sicherlich die mit dem kranken Triceratops, der extra auf Kauai eingeflogen wurde. Zum einen wurde zum ersten Mal ein animatronischer Dinosaurier für Aussenaufnahmen benutzt und zum anderen war das für Stan Winston’s Team der erste Test ihrer Arbeit der, wie man am Endresultat sehen kann, mit Erfolg verlief.
Am Ende der dreiwöchigen Dreharbeiten auf Kauai sollte es mit dem Hurrikan Iniki eine böse Überraschung für Spielbergs Drehteam geben, das durch die Verwüstungen einen Drehtag verlor. Die resltichen Szenen, die den Grossteil des Filmes sein sollten, wurden in den Universal und Warner Brothers Studios gedreht. Dazu gehörte auch die Szene in der ein gewisser T-Rex sein Debüt feiern sollte.
In der Post-Production wurden dann noch die in den Rohaufnahmen fehlenden Computereffekte eingefügt, der Film wurde auf die richtige Länge geschnitten, die Tontechniker machten vor allem bei der Vertonung der Dinosaurierlaute einen ausgezeichneten Job und John Williams komponierte seinen wunderbaren Score, der bis heute in meinen Top 3 steht und mir immer wieder Gänsehaut beschehrt.
Die Besetzung
Sam Neill verkörpert den Paläontologen Alan Grant und orientierte sich bei der Darstellung am echten Knochenausgraber Jack Horner, der auch als wissenschaftlicher Berater bei den Dreharbeiten tätig war. Neill macht eine glaubwürdige Darstellung des Dinobegeisterten und bringt sein Erstaunen und seine Faszination für die prähistorischen Viecher sehr gut rüber. Grant’s Freundin Ellie Sattler ist Paläobotanikerin (Fachgebiet: fossile Pflanzen) und wird von Laura Dern gespielt. Auch sie durfte einiges von Horner lernen, gibt eine mutige starke Frau ab und schafft einen guten Kontrast zu Grant’s negativem Gemüt gegenüber Kindern. Im Film rettet sie mehr als einmal die Lage was ihrem Charakter über den obligatorischen Schuss Sex-Appeal hinaus Bedeutung gibt.
Jeff Goldblum kann als Mathematiker Ian Malcolm ebenfalls überzeugen und verkörpert die einzige Figur, die ihre Meinung über den Park nie ändert und von Anfang an ungemein skeptisch gegenüber dem Ganzen steht. Auch scheint er Ellie Sattler nicht ganz abgeneigt zu sein, was sich mit Goldblums kurzen Beziehung mit Laura Dern dann ins echte Leben übertragen hat. Durch sein "trendiges" Auftreten und seinem Zynismus ist dieser sicher die sympathischte Figur des Filmes an dem sich alle Hausfrauen festhalten können. Der letzte grosse Baustein in der Besetzung ist Richard Attenborough, der vor "Jurassic Park" zum letzten Mal 1979 vor der Kamera stand, das Metier in der Schauspielpause jedoch keineswegs verlernt zu haben scheint. Er mimt den im Vordergrund sehr euphorisch klingenden Grossvater und CEO von InGen John Hammond, der aber im Hintergrund selber ebenfalls seine Bedenken bezüglich des Erfolgs des Parks hat, obwohl er diese nicht gerne ausspricht oder bemerkbar macht. Kaum steht er im Kontrollraum und nicht mehr vor seinen Besuchern merkt man sofort, dass noch ein grosser Druck auf seinem Herzen liegt. Diese beiden Gemütszustände vermittelt Attenborough ausgezeichnet. Für die Rolle des Hammond brauchte es einen erfahrenen Mann und das verkörpert der Engländer dank seiner Sachkenntnis und Lebenserfahrung mit Leichtigkeit.
Weiter erwähnenswert sind Samuel L. Jackson als Kettenraucher und Cheftechniker Ray Arnold sowie Wayne Knight als Sicherheitstechniker Dennis Nedry. Ersterer bewirkt mit der Abschaltung des Hauptstromes unfreiwilligerweise und unwissentlich den Ausbruch der Raptoren und Letzterer ist Antreiber der ganzen Katastrophe und unmoralisches Schwein. Vor allem Nedry‘s Ableben durch den Giftangriff des Dilophosaurus' ist seine bleibendste Szene sowie gleichzeitig eine der besten des Filmes in der Spielberg seine inszenatorischen Künste gepaart mit Humor gekonnt verbindet. Bob Peck als Parkaufseher Robert Muldoon ist gleichermassen eine Erwähnung wert. Wenn man das Buch gelesen hat liegt die Vermutung nahe, dass er nur wegen seiner Loyalität zu Hammond im neuesten Vergnügungspark mitarbeitet, denn auch er gibt als Raptorexperte seine Bedenken zum Park kund und zeigt sich am Ende aufopferungsvoll. Und zu guter (oder schlechter) Letzt noch Martin Ferrero, der als Anwalt Gennaro keinen grossen Einfluss auf die Handlung hat und lediglich präsent ist um die Chefetagen zu vertreten. Sein Auftritt ist sowieso nur von mittlerer Dauer, denn nach Halbzeit ist der geschäftslüsterne Herr Geschichte.
Schlussendlich hat man noch die beiden Jungschauspieler Ariana Richards und Joseph Mazzello, die Lex resp. Tim spielen. Spielberg zeigt einmal mehr sein Gespür für junge Darsteller, denn die beiden gehen nie auf die Nerven und agieren realistisch.
Der Entscheid den Film mit eher unbekannten Akteuren zu besetzen war der richtige. Alles andere hätte nur den Dinosauriern Platz und Effekt genommen, zudem braucht es für den Zweck des Filmes auch keine oscarreifen Performances.
Die Handlung
Crichton hatte vor in einer frühen Phase die Geschehnisse aus Sicht der beiden Kinder Tim und Lex zu erzählen. Davon hat er sich aus erzählerischen Gründen, und sicher auch der Zielgruppe wegen, wegbewegt und im Film darf man Dr. Grant (Sam Neill) durchaus als den Hauptcharakter ansehen, legt man die Hauptattraktion in Form der Saurier mal beiseite. Nachdem meine letzte Sichtung auch schon wieder 3 ½ Jahre zurück liegt, muss ich zugeben, dass die Handlung überholt wirkt und sich Spielberg vor allem im einführenden ersten Drittel einige Fehler erlaubt, die in heutigen Filmen dieser Grösse kaum mehr gemacht würden. Das macht den Film jedoch fast wieder sympathisch, denn Böse kann man auf die vereinzelten Makel im Drehbuch und Logiklöcher nicht sein, da das Hauptaugenmerk des Streifens ganz klar auf den Dinos liegt und der Film hier in Sachen Dramatik und Wow-Effekt auch heute noch so manchen Film locker schlägt.
Die sozialkritische Seite des Filmes, die in erster Linie vom Mathematiker Ian Malcolm bekräftigt wird, gibt der Story einen starken Subtext, der für mich auch noch bis heute seine Wirkung nicht verloren hat, schliesslich ist die Möglichkeit des Wiedererweckens von Sauriern auch in der heutigen Zeit noch ein Mysterium, das man sich nach wie vor nicht richtig vorstellen kann. Auf dieser Ebene hat der Film über die Jahre nur sehr wenig eingebüsst. Spielberg schafft es zu Beginn phänomenal den Zuschauer mit der Magie des Klonen von Dinosauriern zu entzücken, bevor er dann ab der zweiten Hälfte diese Zauberei im Chaos münden lässt und dem Zuschauer so einen Denkzettel hinterlässt, dass Hochmut vor dem Fall kommt und der Luxus der totalen Kontrolle letzten Endes nicht mehr als eine Illusion ist. Oder wie Malcolm sagen würde: „No, I'm simply saying that life... finds a way.”
Auch der gierige Kapitalismus findet in Person von Donald Gennaro (Martin Ferrero) Einzug. Nach anfänglicher Skepsis und Drohung, dass bei Fehlern der Park sofort geschlossen werden müsste, macht Gennaro’s Gemützustand nach der Besichtigung des ersten Dinosauriers eine 180 Grad Wende und dieser verwandelt sich zum Fan, der die Eintrittspreise des Parks gleich verfünffachen will. Die Geldkassen des Egoisten Gennaro klingeln und so ist es kaum verwunderlich, dass er im Skript prädestiniert ist für das erste Opfer des T-Rex. Schlussendlich ist es ebenfalls die Gier nach Geld, die Dennis Nedry dazu verleitet die Embryos für 1,5 Mio. Dollar zu stehlen und so zum Chaos führt.
Spielberg’s Vorliebe für Familienthemen und Kinderdarsteller findet auch in "Jurassic Park" ihren Platz, was mich in seinen Filmen jedoch noch nie wirklich gestört hat. Dass Dr. Grant nach dem T-Rex Angriff, trotz seiner Abneigung zu Kindern, gezwungenermassen mit den beiden Geschwistern zusammen sein muss verleiht diesen Momenten wenigstens noch etwas Tiefe.
Ursprünglich hatte Spielberg ein alternatives Ende geplant, bei dem die Raptoren nicht wie in der Endfassung vom T-Rex geschnappt werden, sondern diese vom herabstürzenden T-Rex Skelett und einem Hammond mit Schrotflinte in der Eingangshalle des Besucherzentrums getötet werden. Da er aber nach dem Dreh der T-Rex Szene dermassen beeindruckt und überzeugt von dieser Bestie war, wollte er ihr noch einen bleibenden Abgang spendieren, der verglichen mit dem originalen Ende definitiv attraktiver ist, und bei einer Erstsichtung auch überraschender. Trotzdem bin ich, und war ich damals als Jungspund, nicht ganz so überzeugt vom Finale. Der Ausgang war mir, im Verhältnis zu dem was man in den zwei Stunden vorher serviert bekam, einfach zu billig und zu vernünftig. Es ist ein zu einfacher Ausweg für die in der Klemme sitzenden Gejagten. Dieser kleine Wehrmutstropfen beim Ausgang der Geschichte dürfte jedoch auch daran liegen, dass der Film seinen Höhepunkt halt schon mit dem Angriff des T-Rex feiert und ich bei jeder Sichtung wünschte der Film würde noch eine Stunde länger dauern.
Memorable Moment
Der Angriff des T-Rex Mitte Film gehört zweifellos zu einer der eindrucksvollsten und bestinszenierten Momenten der Filmgeschichte. Dazu gehört natürlich nicht nur der Ausbruch des T-Rex‘ selber, sondern der Aufbau der Dramaturgie, die Spielberg hier fantastisch meistert. Als Erstes ist es Computerexperte Dennis Nedry der beim Zuschauer, mit seiner Sabotage der Sicherheitsvorkehrungen, die Befürchtungen des kompletten Chaos langsam aber sicher aufkommen lässt. In der eigentlichen T-Rex Szene sind es dann die schon von weitem hörbaren Schritte des riesigen Ungeheurs die den Thrill noch weiter verstärken und die Erwartungen ins unermessliche steigen lassen. Die Darstellung der Vibration an den Autoscheiben und den Wasserbechern (erzeugt durch Gitarrenseiten unter dem Amaturenbrett) liefert ein unvergessliches Bild.
Der strömende Regen gibt der wuchtigen Inszenierung noch den letzten Schliff, führte beim lebensgrossen, sieben Meter hohen, 12‘000 Pfund schweren und hydraulisch bewegten T-Rex, an dem Stan Winston’s Team zwei Jahre lang gearbeitet hatte, jedoch immer wieder zu Fehlfunktionen, weshalb dieser nach jedem Take ständig aufs Neue getrocknet werden musste. Die Schaumgummihaut des T-Rex saugte das Wasser auf, was der Figur zusätzliches Gewicht gab und dies wiederum die fein abgestimmten Bewegungen beeinträchtigte. Das führte am Ende soweit, dass ein zusätzliches Team nach Drehschluss über Nacht auf dem Set bleiben musste um das Ding zu föhnen.
Diese Szene zeigt jedoch eindrücklich auf, was mit einer guten Kombination aus CGI und realer Spezialeffekte machbar ist. Auf der einen Seite ist es wirklich bedauerlich dass heutzutage in den Blockbusterfilmen praktisch nur noch auf Computereffekte gesetzt wird, auf der anderen Seite gibt es solchen Filmen wie eben "Jurassic Park" zusätzliche Bedeutung. Vor allem dieser hier war einer der letzten grossen Streifen, der von einer perfekten Symbiose aus allen Effektenlagern profitieren konnte. Eine Szene die also bezüglich Effekten bahnbrechend war. Man sagte Go-Motion adieu, zollte den handwerklichen Spezialeffekten Tribut und läutete gleichzeitig eine neue Ära ein.
Schlussworte
Wenn es einen Film gibt, der mich nachhaltig beeinflusst hat dann ist es ohne Zweifel "Jurassic Park"! Keinen anderen Film hab ich so oft gesehen und keiner hat mich im Alter von 7 dermassen beeindruckt und schafft dies auch heute noch problemlos. Dass der Streifen vor dem Release von "Titanic" zum erfolgreichsten Film aller Zeiten zählte spricht für sich und auch Hut ab vor Spielberg den Mut gehabt zu haben ein solches Projekt anzugehen und den Dreh sogar zwei Wochen frühzeitig beendet zu haben. Naja, wenn man es einem zugetraut hätte, dann ihm!
Weitere Sichtungen: [1] September 2005
Fame has a fifteen minute half-life, infamy lasts a little longer.
Da ich zurzeit die Michael Mann Filme anschaue die ich noch nicht gesehen habe, stand dieser für sieben Oscars nominierte Film weit oben auf der Liste. Nach 10 Jahren geniesst "The Insider" nicht mehr die gleiche Resonanz wie es beispielsweise "Heat" in seinem Alter tut, was vermutlich auch daran liegen dürfte, dass er für einen Michael Mann Film ein doch eher untypisches Thema ganz ohne Feuerkraft behandelt, was jedoch in keinster Weise bedeutet man bekäme hier eine Schlaftablette verabreicht.
Der Film entstand aus einem Artikel der Vanity Fair von 1996 der über die Tabakindustrie berichtete. Jeffrey Wigand (Crowe), ein Chemiker der Forschungsabteilung eines amerikanischen Tabakkonzerns, wird von seinen Vorgesetzten gefeuert, weil er seine Bedenken über Zusatzstoffe in Zigaretten, die die Abhängigkeit verstärken sollen, äussert. Daraufhin entscheidet er sich, auch unter Beeinflussung von Produzent des CBS Fernsehmagazins 60 Minutes Lowell Bergman (Pacino), seine Befunde über die Zigarettensucht an die Öffentlichkeit zu bringen, was er sich, anhand des starken Widerstands der Tabakindustrie, vielleicht besser zweimal überlegt hätte.
Abgesehen von den Schiesseisen finden sich hier alle Markenzeichen von Mann. Zwei grundverschiedene Männer die in komplett unterschiedlichen Bereichen tätig sind, am Ende aber dennoch auf der selben Seite agieren, ob gewzungenermassen oder freiwillig, ist oft ein Thema in Mann's Filmen und beschäftigt seine Hauptcharaktere. Der Regisseur ist bekannt für seine exakte Recherche und das zeigt sich in seinen Filmen jedes Mal. Die akkurate Auswahl der Standorte und Verfilmung der Geschehnisse mal beiseite gestellt, weiss Mann eines am besten: Wie er seine Akteure auf deren Rollen vorbereitet. Russell Crowe gleicht dem echten Wigand optisch wie von der Mimik her frappant und Al Pacino überzeugt auch in der Rolle des eifrigen Reporters, der ohne seine kurzen bezeichnenden Wutausbrüche nicht auskommt.
Bekannterweise funktioniert ein überdurchschnittlicher Film jedoch nicht nur dank seiner guten Hauptdarsteller, sondern auch auf Grund der nicht minder guten Nebenakteure. Christopher Plummer ist ein solcher Fall, der den Moderator Mike Wallace gekonnt darzustellen weiss. Trotz der Fülle an Informationen ist das Geschehen vom Tempo her ausgezeichnet ausgewogen und man wird nie erschlagen, was die 150 Minuten angenehm passieren lässt.
Die gewohnte Kameraarbeit bei Mann bietet dem Zuschauer mehr als er bei einem solchen (Polit)thriller erwarten würde, das hervorragend ausbalancierte Script und die einmal mehr gekonnt positionierte Musikauswahl, auch wenn ich sie als die bisher schwächste seiner Filme ansehe, runden ein sehr gutes Gesamtbild ab. Reiht sich unter den Mann Filmen definitiv in der oberen Hälfte ein.
Well ya know, for me, the action is the juice.
Michael Mann's Vorzeigefilm wird oft als bester Thriller oder gar genreumfassend als bester Film der 90er Jahre gehandelt. Nachdem meine letzte Sichtung bestimmt schon ihre fünf Jahre auf dem Buckel hat, musste der jetzt unbedingt mal wieder gesehen werden.
Ursprünglich wollte Mann aus dem Stoff eine Serie machen, doch bekam sein Pilotfilm "L.A. Takedown" Ende der 80er zurecht nicht die gewünschte Rezeption, weil die Qualität dieser TV-Produktion nicht der von Mann bisher gewohnten entsprach. Das Projekt wurde für Mann also auf Eis gelegt, bis er die Idee ein paar Jahre später wieder aufgriff um einen abendfüllenden Film zu entwickeln, dabei den Ausgang der Geschichte bereits im Kopf.
Im Zentrum stehen zwei Charaktere, die ohne ihre Verkörperer alleine schon erwähnenswert wären, doch wenn diese dann von den beiden grandios spielenden Pacino und De Niro personifiziert werden, dann fällt einem zeitweilen die Kinnlade runter und dies nicht nur bei der tollen Szene im Restaurant, deren Inhalt angeblich von den beiden Stars improvisiert wurde. Speziell diese Szene ist jedoch so stark, weil es die einzige Szene ist, abgesehen vom Ende, in der die beiden Löwen durch ihr Gegenüber gezähmt werden können. Beide wissen ganz genau wen sie vor sich haben. Das sind zwei unstillbare und unersättliche Profis, die trotz ihrer Trennung durch das Gesetz, viele Gemeinsamkeiten haben und in einem anderen Leben Freunde hätten sein können.
Neben den beiden kolossalen Hauptdarstellern finden sich aber auch zahlreiche namhafte Nebenakteure. Der sonst sehr untalentierte Val Kilmer in seiner besten Rolle, Jon Voight als McCauley's Informant gewohnt eindrücklich professionel, die hübsche Ashley Judd als Kilmer's Filmehefrau, Tom Sizemore sowie Danny Trejo als weitere Mitglieder von McCauley's Bande und Natalie Portman, wenn auch selten zu sehen, ist sowieso immer eine Erwähnung wert.
Obwohl der Film von vielen Seiten als DER Thriller betitelt wird, ist "Heat" noch so viel mehr als nur das übliche Katz und Maus Spiel zwischen Gangstern und Cops. Der Film thematisiert in bis heute unerreichter Klasse den Preis den die Figuren Hanna und McCauley für ihren unzähmbaren Willen und Einsatz in ihren Tätigkeiten bezahlen müssen. Mann beleuchtet das Privatleben auf Gauner- sowie Gesetzesseite und zeigt damit wieder auf, dass sich die beiden Charaktere gar nicht so krass unterscheiden.
Die Schiesserei in Downtown L.A. wird, genauso wie der Film selbst, zu einer der besten aller Zeiten gezählt und das kann man absolut nicht bestreiten. Das ist bei weitem das Beste was man inszenatorisch in diesem Genre sehen kann. Vor diesem Shootout liefert Mann noch einen inszenatorisch ebenso meisterhaft geglückten Bankraub, der vor allem auch dank des Soundtracks, der verstummt kaum fällt der erste Schuss, in Erinnerung bleibt. Die darauf folgende Schiesserei ist in erster Linie dank ihrers rauen und echten Feeling derart faszinierend.
Die Tontechniker haben einen grandiosen Job geleistet und Mann liefert ein hervorragendes Mittendrin-Gefühl, das nicht durch gekünstelte Wackelkameras erzeugt werden muss. Die Tatsache, dass Hanna und McCauley sich vor dieser Schiesserei noch ruhig und friedsam im Lokal treffen und plaudern gibt dieser fast 15-minütigen Szene eine zusätzliche emotionale Note, die bis heute ihresgleichen sucht. Für mich jedenfalls eine Szene für deren Beschreib alle erdenklichen Superlativbegriffe nicht ausreichen würden.
Ein weiterer unvergesslicher Moment ist natürlich das Finale auf LAX, das bei vollem Flugbetrieb gefilmt wurde. Der Film endet mit einem bleibenden Bild wie Hanna dem schwer verwundeten McCauley die Hand hält. Es ist nicht etwa der Sieger, der dem Gefallenen die Hand gibt, sondern umgekehrt der tötlich verwundete McCauley verlangt nach Hanna's Hand. Mann versteht es auch hier einmal mehr die aussergewöhnliche Beziehung zwischen den beiden erstklassig darzustellen und untermalt dies mit gewohnt sehr gut passender Musikauswahl (Moby's God Moving Over The Face Of The Waters).
Verglichen mit Mann's zweiter grosser L.A. Story muss man feststellen, dass "Heat", natürlich auch altersbedingt, von der Inszenierung anders ist. Los Angeles spielt hier keine so grosse Rolle wie in "Collateral". Der Film wäre atmosphärisch natürlich ein anderer geworden, hätte man die Story in eine andere Stadt oder an die Ostküste verlegt, doch vermag es "Heat" den Zuschauer nicht so in die Stadt einzubinden wie es der neun Jahre später erschienene indirekte Nachfolger getan hat. Mann gibt dem Zuschauer auch hier wieder einige Nachtaufnahmen aus der Vogelperspektive - die übrigens durch die grottenschlechte DVD zusätzlich an Effekt verlieren - und hat auch sonst durchgängig seinen von mir geliebten Stil , doch legt er weniger Wert auf die Stilisierung der Stadt und konzentriert sich lieber auf die beiden Hauptcharaktere - was sich am Ende auch vollumfänglich auszahlt. Für das andere hat man ja immernoch "Collateral".
Schlicht und einfach ausgedrückt ein hervorragender Film und dazu noch Mann's bester. Die knapp drei Stunden fühlten sich an wie 90, was die wenigsten Dreistünder von sich behaupten können. Platziert sich in der Liste meiner Lieblingsfilme mit Leichtigkeit unter die Top 5!
If it bleeds, we can kill it.
Will man einfach mal wieder abschalten und einen Filmabend unter Männern machen, gibt's wohl kaum einen zweiten Film wie "Predator". John McTiernan's zweiter Spielfilm ist eine Granate und einer DER Machofilme der 80er.
Der Film ist im Grunde genommen ein "First Blood" meets "Alien". Nach einem kurzen Briefing am südamerikanischen Strand befindet sich das Team um Dutch (Schwarzenegger) inert kürzester Zeit im Dschungel um eine Geisel von Terroristen zu befreien. Hälfte 1 befasst sich somit mit einer Befreiungsaktion die im totalen Chaos und Actionwahnsinn endet. Diese Sequenz zeigt McTiernans Actionkünste und würde ich, zieht man die damaligen inszenatorischen Mittel in Betracht, zu eine der besten dieser Erä zählen.
Der Predator bleibt in der ersten Hälfte noch im Hintergrund und zeigt sich erst später, doch ist seine Präsenz von Anfang an spürbar, nicht zuletzt weil die allererste Szene des Filmes dem Ausserirdischen gewidmet ist und seine bisherigen Taten im Dschungel sehr schnell vom Arnie-Team entdeckt werden. Die Motivation hinter dem Handeln des Predators bleibt über weite Strecken ein Gehemnis. Einzig sein Faible für den menschlichen Schädel dringt ein wenig durch, aber ansonsten wird nichts über diese Kreatur erzählt, was so auch besser ist, denn dümmliche Erklärungen braucht dieser Film nicht um das zu sein was er ist.
Schwarzengger hatte seinen Durchbruch 1984 mit "The Terminator" und einigen folgenden Actionvehikeln. Er macht hier dort weiter wo er aufgehört hat und darf ein weiteres Mal seine Mukies spielen lassen. Unterstützt wird er dabei u.a. vom ehemaligen Wrestler Jesse Ventura, stets mit seiner Minigun und MTV T-Shirt stolzierend, und Carl Weathers. Die Präsentation der Muskeln hält sich im Vergleich zu "Commando" noch in Grenzen, einzig über die Schweissdrüsen der Akteure dürfte man sich Fragen stellen.
Noch heute erlebt sich der Film auf erfrischende Weise. Das Machogehabe der Truppe sieht man in aktuelleren Produktionen, wenn überhaupt, nur noch sehr selten und das Mittendrin-Gefühl im Dschungel kommt hier ganz besonders gut zur Geltung, weil die Kamera immer nahe bei den Akteuren und ständig in Bewegung ist. Das bildfüllende Dickicht trägt sehr viel zur Atmosphäre bei und erzeugt für die dem Predator unterlegenen Protagonisten eine hoffnungslose Situation und für die Zuschauer ein fast schon klaustrophobisches Erlebnis. Ein fremdes Ambiente wie auf einem anderen Planeten.
Was bleibt ist ein auch nach all den Jahren zufriedenstellender Nobrainer mit etlichen Onelinern wie beispielsweise - "I ain't got time to bleed." - und einem Cast, das man sich heutzutage schon fast nicht mehr erlauben darf. Ein richtiger Macho-Männerfilm eben, über dessen homosexuellen Unterton und weitere Interpretationsversuche man sich wirklich nicht weiter Gedanken machen sollte, denn was bleibt ist ganz einfach eine Explosion eines Filmes - mehr will der gar nicht sein!
Weitere Sichtungen: [1] März 2006