Close Encounters of the Third Kind

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USA 1977 - Regie: Steven Spielberg - Blu-Ray - IMDb


He says the sun came out last night. He says it sang to him.

Spielbergs Filmography bringt mich nach Jaws direkt zu seinem nächsten Kassenschlager, den er schon während der Dreharbeiten zu Jaws konzipierte. Vom Kindesalter nur noch die Küchenszene wage im Kopf, war die neulich erschienene Blu-Ray Fassung die perfekte Gelegenheit die grossen Lücken wieder zu füllen. Spielbergs erster Science Fiction Film zeigt ganz klar seine Liebe zum Genre und in erster Linie auch, dass er, wie er selbst zugibt, zu der Zeit an UFOs und Ausserirdische glaubte. Es ist deshalb auch einer der wenigen Filme dieses Genres, der die Aliens friedselig darstellt. Schaut man sich die ganzen Invasionsfilme an ist Spielbergs Science Fiction Oper in diesem Genre also eine richtige Ausnahme. Unter den Blockbustern mit feindseligen Aliens fallen sicherlich Emmerichs ID4, Tim Burtons Mars Attacks oder dann später auch selbst Spielberg mit War of the Worlds. In den vielen Jahren ist des grossen Regisseurs Optimismus für ausserirdisches Leben nämlich gesunken. Laut seiner Aussage aus dem ganz einfach Grund, dass es bizarr sei, wenn es heute weniger UFO-Sichtungen gibt, wo diese Tage doch viel mehr Kameras im Umlauf sind. Das machte Spielberg in den letzten Jahren wohl vermehrt zum Skeptiker. Doch auch früher hat er Close Encounters of the Third Kind vorsichtig als Science Speculation und nicht Science Fiction bezeichnet.

Heute funktioniert der Film weiterhin problemlos und vielleicht fast noch besser als früher, denn es gibt sie nicht mehr, die Filme mit friedlichen Alienbesuchen. Zudem strotzen die UFOs im Film aus heutiger Sicht nur so vor Originalität und Details. Heute würde man diese "Unidentifizierbaren Flugobjekte" ganz einfach in der Postproduction mittels CGI einfügen. Ich will nicht sagen, dass das keine Arbeit ist, aber man merkt sofort, dass sie sich früher mehr einfallen lassen und mit den Dingen die sie hatten improvisieren mussten. Beispielsweise benutzten sie für eines der UFOs eine Gasmaske oder einen Truck und filmten diese als Alien-Spaceships. Das merkt man beim Zuschauen nicht, doch wenn man sich dann die Making-Ofs anschaut, dann muss man echt den Hut ziehen vor solchen Ideen. Gleiches gilt für die Aliens, über dessen Aussehen Spielberg sich auch erst mal den Kopf zerbrechen musste. Zuerst wollte er Orangutans auf Rollschuhen die UFO-Rampe hinunter schubsen, nur wollten die Affen nicht richtig und krallten sich prompt wieder an die Mitarbeiter zurück. Plan B war dann eine Puppe, die zusammen mit den kleinen Mädchen in Alienkostümen (Plan C), schlussendlich auch im fertigen Film landeten. Weil die Handbewegungen für die Kommunikation etwas dämmlich ausschauten, hat man dann sogar noch eine vierte Variante gemacht, die sehr an den zukünftigen E.T. erinnert, die dann als dritte Alienspezies im Film auftaucht. So zeigt Spielberg die Ausseriridschen nicht monoton, sondern geben auch ihnen den Eindruck mehrere Rassen zu haben. Die Spezialeffekte sehen so einfach kreativer aus, haben mehr Leben und die Bilder bekommen automatisch mehr Gewicht.

Für die Rolle des Familienvater Roy Neary war Richard Dreyfuss aber nie Spielbergs erste Wahl. Top of the list war Steve McQueen, der Spielberg bei ein paar (oder mehr) Bierchen aber persönlich absagte, weil er sich nicht im Stande fühlte, vor der Kamera zu weinen. Dustin Hoffman sagte auch ab, genauso wie Jack Nicholson und andere grosse Namen der 70er. Das Betteln Dreyfuss' den Part übernehmen zu dürfen hat dann mit seinem Argument, Neary müsse auch kindliche Allüren haben, endlich gefruchtet und Spielberg gab ihm den Part. Ich könnte mir keinen besseren in dieser Rolle vorstellen. McQueen hätte überhaupt nicht gepasst, ich weiss nicht was sich da Spielberg vorgestellt hat. Jedenfalls liefert Dreyfuss eine überzeugende Darstellung, doch mein persönlicher Favorit in diesem Film, in dem eigentlich die Ausseriridischen als Hauptcharaktere angeschaut werden sollten, ist der Franzose François Truffaut, dessen Auftritte dem Film den internationalen globalen Touch geben, der ihm ungemein gut tut, denn schliesslich gab es diese UFO "Spinner" nicht nur in Amerika. John Williams müsste man eigentlich gar nicht mehr erwähnen, aber ich tu es trotzdem, weil er hier einmal mehr eine Meisterleistung abgeliefert hat, die sich doch ein wenig von seinen typischen Melodien unterscheidet. Er briliert vor allem in der letzten halben Stunde, in der das Mutterschiff landet. Wirklich meisterlich untermalt und ein 30-minutes-magic-moment-in-cinema.

Übrigens habe ich hier die Kinofassung, sprich die erste Version die Spielberg herausbrachte, gesehen, was nicht Spielbergs favorisierte Fassung ist, denn er wollte den Film eigentlich erst im Sommer 78 releasen um noch ein paar Szenen mehr einzufügen, doch hätte es Columbia dann wohl nicht mehr gegeben. Schliesslich hat er den Film also November 77 lanciert und Columbia aus dem Bankrott geholt und vor der Inexistenz gerettet. Danach durfte er die Special Edition machen mit den von ihm gewollten zusätzlichen Szenen, unter der Bedingung dass er das Innere des Mutterschiffs zeigen würde, was sich dann als grosser Fehler herausgestellt hat, doch Columbia hat darauf beharrt. Somit ist die letzte und dritte Fassung, der Director's Cut, die von Spielberg favorisierte und das, was man heute eigentlich schauen sollte. Das war definitiv nicht die letzte Sichtung dieses Sci-Fi Meisterwerks. Schön kann man sich bei einer Zweit- und Drittsichtung auf neue Versionen freuen.

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