Oliver Twist

22:03

UK/Czech Republic/France/Italy 2005 - Regie: Roman Polanski - Kino ABC Zürich - IMDb


Oliver Twist has asked for more!

Roman Polanski hat das berühmte Kinderbuch von Charles Dickens ganz auf seine klassische Art verfilmt. Oliver Twist kommt wirklich absolut ruhig daher und lässt sich oftmals sehr viel Zeit bei der Inszenierung. Wo andere Genrevertreter beispielsweise bei einem Gefängnisbesuch gar nicht erst zeigen würden wie der Besucher zum Gefangenen kommt, dauert es bei Polanskis Oliver Twist so seine Zeit bis der Junge überhaupt beim Empfänger angekommen ist. Das zeigt schon mal, dass der Film eine langsame Geschwindigkeit aufweist, die man so auf der grossen Leinwand schon lange nicht mehr gesehen hat. Aber wie soll man eine solche Geschichte anders erzählen? Grosse Twists bietet sie nicht und deshalb war vor allem die erste Hälfte fast zum einschlafen. Da half auch der gute Soundtrack nicht. Die zweite Hälfte dagegen steigerte sich und man war wirklich interessiert, wie es um den kleinen Oliver enden wird. Bei den Schauspielern ist Ben Kingsley, den jüdischen Gauner Fagin spielend, hervorzuheben. Wirklich eine tolle schauspielerische Leistung, bei der natürlich auch die gute Maske zum sehr guten Gesamtbild half. Eher Enttäuschend fand ich dagegen die Jungmannschaft. Dieses aufgesetzte Lachen der Jungs ging mir auf den Keks und der junge Barney Clark konnte als Oliver Twist auch nicht 100%ig überzeugen. Er hatte mir zu oft den gleichen Gesichtsausdruck, ja sogar wenn er weinte. Hätte man durchaus besser besetzen können und so hab ich auch das Gefühl, dass der Film eher dem Fagin gehört als dem kleinen Oliver Twist, um den es ja eigentlich gehen müsste!

Die Kulissen können aber in allen Belangen überzeugen. London wurde wirklich mit viel Liebe zum Detail nachgebaut und auch sonst verbergen sich in jeder Szene viele kleine Details aus dieser Zeit. Im Grossen und Ganzen rettet Ben Kingsley mit seiner Darstellung den Film und macht die sonst eher dürftigen Darbietungen der jüngeren Schauspieler halbwegs vergessen. Für Fans des Buches sollte dieser Film natürlich oberste Priorität sein, den anderen Filmliebhaber könnte er aber etwas zu langatmig und einschläfernd sein, vor allem in der ersten Halbzeit.


28.12.05

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