USA/Canada 1993 - Creator: Chris Carter - DVD 20th Century Fox - IMDb
Vor ziemlich genau 3 ½ Jahren habe ich mir die erste Staffel meiner allseits geliebten Serie auf DVD besorgt und komplett in fast einem Zug verschlungen, so überwältigt war ich. Und das, auch nachdem ich im Frühling 2003 einige Folgen auf Kabel 1 verfolgt hatte und mir einiges schon bekannt war. Erst bei den Wiederholungen von Kabel 1 in jenem Frühling kam ich so richtig auf den Geschmack von Akte X. Die Erstausstrahlungen im letzten Jahrhundert auf Pro7 hab ich nie wirklich verfolgt. Aussagen von Kollegen die damals hier und da im selben jungen Alter ein zwei Folgen schauten, dass sie nach den Sichtungen nicht mehr einschlafen konnten, ermunterten auch nicht wirklich dazu. Ich war zur Primetime von Akte X einfach noch zu jung dafür. Weil mich die Serie von Anfang an auf Kabel 1 und dann auf DVD - die Sichtungen auf Kabel 1 hab ich dann aufgegeben und mir alle Staffeln auf DVD geholt - so in ihren Bann gezogen hat und ich sie noch heute liebe wie je zuvor, widme ich der zumindest der ersten Staffel etwas längere Zeilen. Das war jetzt hier meine zweite Sichtung und diesmal natürlich im Originalton.
Was mich an dieser Serie so fasziniert ist allen voran natürlich das Duo Duchovny und Anderson. Die Chemie zwischen den beiden Charakteren Mulder und Scully stimmt einfach zu 100%. Da war der Grundstein für eine Wahnsinnsserie schon einmal gelegt. Die Geschlechterrollen wurden vertauscht. Die aus traditioneller Sicht eher skeptische Eigenschaft des Mannes wurde hier von einer Frau verkörpert, währenddem die Gläubigerrolle nicht von einer Frau, sondern von Fox Mulder übernommen wurde. Chris Carter liess sich für die Serie vom 1972 im Fernsehen ausgestrahlten Film The Night Stalker und der darauf folgenden gleichnamigen, allerdings sehr kurzlebigen, TV Serie inspirieren. Im Film untersucht Journalist Carl Kolchak Vampirmorde, währenddem sich die Serie zwei Jahre später dann auch noch auf Übernatürliches konzentrierte. Soweit ich weiss, denn gesehen hab ich die Serie noch nie, was aber vielleicht nachgeholt wird, war The Night Stalker klar auf Monster ausgelegt. Diese Serie hatte Chris Carter, der übrigens in seinen jungen Jahren für ein Surfmagazin um die Welt „surfte“, damals solche Angst eingejagt, dass er etwas Ähnliches machen wollte um der neuen Generation an Zuschauern ebenfalls soviel Angst einzujagen, wie er damals beim Schauen von „The Nights Stalker“ verspürte. Akte X setzte noch einiges drauf, indem übernatürliche Phänomene ins Geschehen gebracht wurden und kein Journalist, sondern das FBI diese Fälle untersuchten. Das Gleichgewicht zwischen Skepsis und Gläubigkeit macht Akte X so beliebt. Auch wenn es frei erfundene Geschichten sind, so bleibt eben doch ein gewisser glaubhafter Hintergrund, den man nicht verleugnen kann. Viele Fälle sind nicht so abwegig und bleiben oft glaubhaft, wodurch die Möglichkeit immer besteht, dass ein solches Phänomen in der Welt tatsächlich vorkommt. Man glaubt immer ein wenig daran, weil man selbst auch schon von solchen Phänomenen im echten Leben gehört hat. Man muss nur schon mal den Vorfall Roswell in Augenschein nehmen. Was auch immer dort passiert ist, die wahre Geschichte um diesen Vorfall ist nie an die Öffentlichkeit geraten, was natürlich jegliche Spekulationen ermöglicht. Auch in Akte X wird u.a. Roswell gerne erwähnt und von Fox Mulder mit seinen Fällen verglichen, was natürlich wieder die gewisse Realitätsnähe in die Serie hineinbringt. Dieses hin und her beim Zuschauer von Glauben und Skepsis, macht die Serie so unwiderstehlich. Es wird einem keine Meinung aufgezwungen, sondern das Ende bleibt in den meisten Fällen offen und lässt die Wahl des Glaubens oder Nichtglaubens beim Zuschauer.
Die erste Staffel besteht aus 24 Episoden, die oft auch miteinander zu tun haben oder auf Dinge die man von Charakteren erfahren hat zurückgreifen. Die Folgen handeln von leberfressenden Massenmördern, amoklaufenden Maschinen, Besessenheiten, genetische Experimente, Geister, tödliche Insekten oder auch Wunderheiler. Die Serie ist also nicht nur auf Ausserirdische ausgelegt und diese Abwechslung von ganz normalen, aber eben auch erschreckenden Monsterfolgen, und intellektuelleren Themen, macht die Serie weiter interessant. Es ist vermutlich auch um einiges schwieriger eine gute Serie auf die Beine zu stellen, als einen guten Film. Innerhalb von 10 Tagen musste eine Folge fertig sein und zur Ausstrahlung bereitgestellt werden. Wie jede Serie, begann auch Akte X mit einem Pilotfilm. Chris Carter hatte den Pilot um 5 Uhr morgens fertiggestellt und drei Stunden später wurde er gleich Fox vorgeführt, die ihn sofort als hervorragend einstuften. Im Piloten erfährt man viel über die Charaktere. Es wird einem sofort bewusst, dass Scully eher die Skeptikerin ist und Mulder der Gläubige. Mulders entführte Schwester wird auch gleich ins Spiel gebracht und verleiht dem Charakter noch mehr Tiefe. Erst ab Folge 3 kamen dann mit „Das Nest“ auch die Mutanten und Monster ins Spiel der X Akten. Diese Abwechslung zu den UFO Geschichten bringt frischen Wind ins Geschehen und das gleich mit einer der besten Folgen dieser ersten Staffel. Das fängt schon mit dem überaus originellen Serienmörder an, der alle 30 Jahre auftaucht, um sich Proviant in Form von Menschenlebern für den bevorstehenden „Winterschlaf“, der weitere 30 Jahren dauert, zu verschaffen. Dramaturgisch kann diese Folge auch heute noch viele Mysteryfilme in ihre Schranken weisen. Eine nahezu perfekte Folge. Im späteren Verlauf der Staffel kam dann noch die Fortsetzung „Ein neues Nest“, die jedoch etwas schwächer geraten ist. Der Effekt des Mörders und auch seine Handlungstaten sind halt schon bekannt. Vermutlich hat man diese Fortsetzungsfolge gedreht, weil Eugene Tooms, so des Serienmörders Name, derart beliebt war.
Die wohl beste Folge dieser ersten Staffel ist „Eis“. Unübersehbar eine Hommage an John Carpenters „Das Ding“. Dadurch, dass eine Folge aber nur 40 Minuten dauert, musste diese Thematik, die fast 1:1 aus Carpenters Horrorfilm stammt, natürlich nochmals komprimiert werden, was sie im Kinofilm aber ja schon war. Nochmals komprimiert, ergibt sich in der Akte X Folge somit eine noch klaustrophobischere Atmosphäre, in der man wirklich nicht weiss, wer denn nun der infizierte ist. Wahnsinnig spannend! Zudem sind in dieser Folge auch noch Xander Berkeley und Felicity Huffman zu sehen, die heute zu sehr angesehen Schauspielern gehören. War irgendwie lustig, die Huffmann in dieser Folge zu sehen. Ist mir auch erst bei dieser Viertsichtung aufgefallen.
Weitere Highlights der ersten Staffel sind noch „Der Teufel von Jersey“, wegen des Wald/Stadt Kontrasts; „Die Maschine“, weil einem in der heutigen Computergesellschaft der Gedanke dass die Maschinen einmal Überhand ergreifen könnten, unheimlich ist; „Die Botschaft“, dank der hervorragenden Leistung von Brad Dourif; „Eve, weil was gibt es furchtbareres als teuflische Mädchen; „Feuer“, weil L’Ively einfach cool ist, oder eben auch nicht; „Täuschungsmanöver“, da der legendäre Deep Throat mal einen grösseren Part übernimmt; „Verwandlungen“, weil es mal wieder eine atmosphärisch gelungene klassische Horrorgeschichte ist; „Der Kokon“, dank seiner wunderbaren Waldatmosphäre und der spannenden, auch auf einen kleinen Schauplatz begrenzten, Handlung und last but not least natürlich das furiose Finale „Das Labor“, bei dem man sich die Frage stellt, wie es um die X Akten stehen wird in der zweiten Season. Ich weiss gar nicht, ob es ein solch spannendes Ende anno 1993 in einer Serie jemals gegeben hat. Auf jedenfall ein sauspannendes Ende mit sich überschlagenden Ereignissen. Ein herrlicher Abschluss. Genauso genial und bestechend wie die erste Staffel begonnen hatte, endet sie auch.
In Staffel 1 wird die Bedeutung des CSM nur ganz leicht angedeutet und Skinner tritt auch erst in den letzten Folgen in Erscheinung. Ich weiss noch genau, wie ich bei jeder Folge nur darauf wartete, bis man endlich mehr über den „Cigarettes Smoking Man“ aka „Cancer Man“ erfährt. Der hält jeden Zuschauer bei der Stange. Eine herrliche Nebenfigur in der Akte X Geschichte, die später dann, wie einige andere Charaktere auch, noch eine sehr grosse Bedeutung einnehmen wird. Von Chris Carter auch gerne als der Teufel der Serie bezeichnet, prägt er vor allen Dingen die Mythologiefolgen, die mit dem Finale „Das Labor“ ihr Anfang nehmen. Den Weg den man für die Mythologiefolgen wählte, wurde auch von Gillian Anderson beeinflusst. Sie wurde während Staffel 1 schwanger. Das hatte dann natürlich Einfluss auf Scully und die gesamte kommende Geschichte der Serie. Mich nähme es noch Wunder, wie sie die Serie entwickelt hätten, wäre sie nicht schwanger geworden. Übrigens ist Nicholas Lea, der in Season 2 dann den berühmt berüchtigten Alex Krycek verkörpert, auch schon in Staffel 1 in „Verlockungen“ zu sehen, in der Folge er einen sexbesessenen Sektenangehörigen spielt. The Lone Gunmen feiern ebenfalls ihr Debut in „Täuschungsmanöver“.
Für mich ist Akte X zweifellos genauso ein Phänomen, wie es dazumals für die Zuschauer der Erstausstrahlungen war. Es hat mir definitiv die Augen geöffnet, was filmische Unterhaltung anbelangt und mich von der ersten bis zur letzten Minute mit pochendem Herzen in seinen Bann gezogen. Ich sass noch oft da und konnte einige Ausgänge der Geschichte kaum fassen. Und das war in meinem Fall nicht in den 90er Jahren, sondern 2003, als die Serie schon eingestellt war und eigentlich nur noch die wenigsten von ihr sprachen. Und dass die erste Staffel, die kommenden werden ja noch besser, auch noch heute nach 14 Jahren vollends überzeugen kann, spricht voll und ganz für diese in allen belangen fantastische Serie. Im Mysterybereich unangefochten und wird es für viele Jahre bleiben. Für mich sogar allumfassend bei den Serien die Nummer 1!
24.03.07 - 28.04.07